Nach anhaltendem Ostwind mit 6-7 Beaufort konnten wir endlich am 09. Juni auf unseren diesjährigen Segeltörn gehen. Sonnenschein, schwacher Wind und glattes Wasser ließen uns sanft dahin treiben. Nun, unser Ziel für diesen Tag war auch nur Marstal. Ab Leuchtturm Kiel war dann motoren angesagt, da der Wind uns ganz verließ. Auch die Segelyachten des Volvo Ocean Race sollten Stunden später in diesem Flautenloch hängen bleiben. Doch nach 1 ½ Stunden kam der Wind wieder und mit SE 3-4 konnten wir geruhsam den Hafen erreichen. Für den Anfang ein schöner Auftakt.
Am nächsten Tag wollte sich das Wetter nicht so richtig entscheiden und der Wind frischte auf. Was soll's. Wir blieben noch einen Tag in Marstal und segelten dann bei schönstem Wetter und auffrischendem Ostwind nur unter Fock bis Nyborg. Der Wind drehte auf West und Sturmböen zerzausten die Bäume auf der Anhöhe um den Hafen herum. Für die nächsten Tage sagte der dänische Wetterbericht W bis 15 m/sec. Also wieder in Geduld üben. Doch dann endlich konnten wir Segel setzen. Ziel war Kerteminde. Mit einem Reff im Groß war es ein herrliches Segeln. Unsere Albatros zog ruhig ihre Bahn.
Kerteminde verließen wir am nächsten Tag. Das Wetter musste ausgenutzt werden. Langør auf Samsø war unser Ziel. Ruhig und genüsslich konnten wir Samsø anliegen. Der Hafen von Ballen war leer. Aber wir wollten ja weiter nach Langør. Bis zum Lindholm Dyb ging auch alles gut. Doch dann drehte der Wind auf West und frischte auf gute 6 Beaufort auf. Nun hieß es gegen Strom und Wind gegen an motoren. Ihr kennt ja alle diesen engen Weg. Wir waren froh, als wir endlich im Hafen fest an den Pfählen lagen. Und dann schlief der Wind ein. Konnte er das nicht schon etwas früher machen?
Langør gefiel uns wieder sehr gut. Der Hafen war leer. Das Wasser um Samsø herum hatte bereits 18°. Also auf zum Strand und hinein in die Fluten. Ein bis zwei Tage wollten wir hier bleiben, das schöne Sommerwetter genießen und dann weiter Richtung Norden ziehen. Doch das waren zwei Tage zu viel. In den nächsten 6 Tagen hatten wir dreimal Westwind Stärke 8, Regen und schwere Gewitter. Nun hieß es erst einmal mindestens einen Tag verstreichen lassen, damit sich die im Seewetter angesagte See von 2,5 m Höhe wieder beruhigte.
Wir änderten unser Ziel. Der nächste Hafen sollte Ebeltoft sein, denn nachmittags zog jetzt regelmäßig eine schwarze Wolkenfront auf, aus der es ganz schön lustig pfiff. Bei 4 Beaufort aus West verließen wir die Insel Samsø und steckten unseren Kurs auf die Ebeltoft Vig ab. Nördlich von Samsø wurde der Wind immer schwächer. Wir wunderten uns nur, dass Segelyachten, die Samsø westlich passierten, also vor dem Wind liefen, schneller vorankamen. Alles Zupfen am Segel half nichts. Das Log zeigte 2,5 kn an. Als wir dann auf Höhe der anderen Yachten waren, konnten wir auch das Phänomen klären: sie liefen unter Segel und Motor. Ja, so geht's dann auch.
Ebeltoft erreichten wir bei zunehmendem Wind und fanden einen Liegeplatz im Skudehavn. Die Mittsommernacht feierten wir zusammen mit den dänischen Seglern bei stürmischen Winden und fallenden Temperaturen. Und so sollte es auch die nächsten Tage weiter gehen. Der Wind blies aus SW zwischen 6 und 8 Beaufort und peitschte die See in die Ebeltoft Vig. Wandern, Bus fahren, die Fregatte Jylland besichtigen (sie liegt im Trockendock, ist vollständig aufgeriggt und ist einen Besuch wert), den an der Südspitze gelegenen Hafen Øerne besuchen und auf besseres Wetter warten, so vergingen die nächsten Tage.
In Gesprächen mit anderen Segelkameraden kam immer wieder der Tenor durch: „So ein Wetter mit soviel Wind in dieser Jahreszeit, das haben wir noch nicht erlebt.“ Wir trafen einige Segler, die jetzt, Anfang Juli bereits in den Westschären umgekehrt waren, weil ihr Ziel Norwegen einfach nicht zu erreichen war. Und immer wieder hieß es auch: „Das haben wir nicht mehr nötig. Wir müssen bei diesem Wetter nicht gegen an gehen.“
Dann gab der dänische Wetterbericht für den nächsten Tag eine günstige Wetterprognose und wir brachen auf. Egå Marina war das nächste Ziel. Der Kurs Richtung Norden war gestrichen. Fünf Seemeilen vor Egå zog dann natürlich wieder eine schwarze Wolkenfront hoch und kam auf uns zu. Wir hofften nur, dass wir den sicheren Hafen noch erreichten. Aber dieses Mal schafften wir es nicht. Bei Regen und Sturmböen liefen wir in Egå ein. Die Temperaturen waren jetzt wieder frühlingshaft. Und die Wassertemperatur lud auch nicht mehr zum Baden ein.
Wieder vergingen einige Tage bis wir den Sprung Richtung Süden entweder nach Hou oder Juelsminde planen konnten. Bei sehr diesigem Wetter kreuzten wir den Kurs der Katamaran-Schnellfähre Århus-Kalundborg und liefen nach Hou. Ein Seehund beäugte uns kritisch, doch dann tauchte er wieder ab. Er machte einen recht munteren Eindruck. In Hou hofften wir, vielleicht doch noch einmal baden zu können. Doch der Wettergott war nicht mit uns. Schwere Sturmböen und schwere Gewitter tobten über uns. Das Gewitter, das in Berlin so schweren Schaden anrichtete, hörten wir mit Donnergrollen bereits um 19.30 Uhr. Aber erst um 01 Uhr in der Nacht entlud es sich über uns. Bei Sturm und schweren Regenschauern mussten wir raus, um das Nachbarboot, das nur mit „hauchdünnen“ Leinen festgemacht war und dessen Ruckfender bereits gerissen waren, zu sichern. Dabei hätte Ingo fast noch in „Hundeschei...“ gefasst. Wer ahnt auch, das auf dem Steg neben der Klampe ein großer „Glückshaufen“ liegt.
Hou rüstete sich wieder zu seinem alljährlichen Hafenfest (findet immer am zweiten Wochenende im Juli statt). Da wir bereits einmal damit Bekanntschaft geschlossen hatten, lag unser Sinn nicht danach, noch weiter hier zu bleiben. Und hurra, das Wetter hatte ein Einsehen. Bei handigem Wind ging es über die Flachs nach Juelsminde. Auch auf diesem Kurs beobachtete uns wieder ein kleines spitzes Gesicht mit großen braunen Kulleraugen. Nach einiger Zeit tauchte der Seehund dann wieder ab.
In Juelsminde fing wieder das selbe Spiel mit Wind und Wetter an. Wir kannten es ja nun schon. Als wir dann endlich aufbrachen, kündigte uns der Wetterbericht NE 8 m/sec an. Also ein schöner Vorwindkurs in den Kleinen Belt. Aber Pustekuchen. Der Wind schlief fast ein und wir zogen nur mit 1,5 kn dahin. Also Segel runter und motoren. Auf halber Strecke stellte ich dann fest, dass wir ja wohl Strom gegen an haben mussten. Unsere Geschwindigkeit sank. Aus dem Kleinen Belt lief uns Strom mit bis zu 3,5 kn entgegen. Aber nicht nur das, da von NE noch eine leichte Windsee stand, baute sich im Eingang zum Kleinen Belt eine bis zu 2 m hohe See auf. Und wir da mitten drin. Schön schauerlich. Ich war froh, als wir endlich unseren Ankerplatz im Gamborgfjord erreicht hatten. Der Wind frischte wie üblich auf, doch die Bäume gaben uns Schutz. Leider schwammen so viele Quallen und Feuerquallen um die Albatros herum, dass das morgendliche Bad entfiel.
Einige Tage in Middelfahrt schlossen sich wieder an, bis der SW-Wind auf NW drehte und wir weiter nach Årøsund segeln konnten. Dort trafen wir auf LRV`ler. Georg mit seiner Familiencrew befand sich am Anfang des Urlaubs und wollte „Rund Fynen“ segeln. Aber auch das sollte für ihn nur ein Wunsch sein. Wir lagen wieder einmal vor Wind fest. Und dieses Mal aus NE. Dann kam der besagte 18. Juli, der wohl auch in Laboe nicht so schnell vergessen wird. Peitschender Regen und Sturmböen ließen uns unter Deck verkriechen. Durch Georg erfuhren wir dann am Nachmittag auch bereits die Hiobsbotschaften aus Laboe. Ein Anruf bei unserem Sohn beruhigte uns. Unsere Wohnung war nicht betroffen.
Das nächste Ziel war ein Ankerplatz im Alsen-Sund. Doch auch hier war uns das Wetter nicht beständig genug, so dass wir Sønderborg Yachthafen anliefen. Und wen treffen wir dort auf dem Steg? Bärbel und Jochen und Christa und Heiner. Sie wollen am nächsten Tag Richtung Norden. Wir überlegen noch, da wir noch einige Tage Zeit haben. Doch auch dieses Mal nimmt uns das Wetter alle Überlegungen ab. Fünf Tage weht es aus NW mit 7-8 Beaufort. Für uns kein Wetter, um weiterzugehen. Also warten wir wieder einmal. Und dann geht es bei Nieselregen und schwachem, später auffrischendem Westwind nach Maasholm. Der letzte Tag wird dann ein herrlicher Segeltag nach Laboe. Und wie es so sein soll, beginnen dann die „Mediterranen Wochen“ an der und auf der Ostsee. Na ja, vielleicht haben wir nächstes Jahr mehr Glück.
Astrid Grellert