Vom Supersommer ist noch nichts zu spüren, als wir mit unserer felice, einer Siris 32 DS, über Maasholm nach Sonderburg segeln, um von dort mit Christa und Heiner Griesenberg Anfang Juli ein Stück gemeinsam weiter gen Norden zu fahren. Als grobes Urlaubsziel haben wir den Schärengarten zwischen Göteborg und Oslo anvisiert, obwohl Bärbel mit einem -„ na, mal sehen wie weit wir kommen“ -leichte Skepsis durchblicken lässt. Ich habe jedenfalls einen aktuellen Schären-Kartensatz an Bord und bin damit beschäftigt, mich mit meinem neuen Garmin- Kartenplotter ( GPSmap 182 c ) vertraut zu machen, den ich unbedingt in dem wunderschönen schwedischen Revier austesten will.
Als wir am 07. Juli über den Alsensund in den Kleinen Belt nach Middelfahrt segeln, zeigt sich der Sommer bereits von seiner besten Seite, sodass wir den Kurs nach Langör auf Samsö abstecken. Langör ist für uns immer ein „MUSS“- Anlaufpunkt. Mit den Klapp-Fahrräder über die Insel radeln, Fachwerkhäuschen mit gepflegten Blumengärten in Nordby, baden am feinkörnigen Sandstrand vor der Ankerbucht, frisches Obst und Gemüse - insbesondere die leckeren Samsökartoffeln - vom Bauern kaufen, frischer Fisch direkt vom Kutter, das gehört zum Urlaub !
Beim Schlag nach Grena kreuzt man zwangsläufig die ekelhaften Katamaran-Schnellfähren, die mit ihren riesigen Heckwellen respektlos die Sportskipper jagen. Erhöhte Aufmerksamkeit und ein wirksamer Radarreflektor sind deshalb angebracht. In Grena treffen wir zufällig auf Brigitte und Wolle Thies, die hier ihr Schiff von Tochter Ivonne übernehmen. Sie wollen über Skagen in die schwedischen Schären.
Wir segeln am nächsten Tag bei Sonne und hoch am Wind nach Anholt, und sehen die Sowieso mit Brigitte und Wolfgang kurze Zeit später ebenfalls einlaufen. Sie haben kurzerhand umdisponiert und wir verbringen drei schöne Tage gemeinsam auf der Trauminsel im Kattegatt. Natürlich ist der Hafen voll, aber dennoch finden wir abends immer einen Platz am Hafengrillplatz. Die ausreichend vorhandenen Grills werden als kostenlose Serviceleistung jeden Abend durch den Hafenmeister angeheizt, sodass man lediglich seine „Grillage“, Getränke plus Utensilien mitbringen muss. So wird der Hafenvorplatz allabendlich zum internationalen Kommunikationstreff; eine tolle Einrichtung.
Unser nächster Stop ist Österby auf Läsö. Wir haben den Hafen letztmals vor ca. 10 Jahren angelaufen und in angenehmer Erinnerung gehabt. Die Realität heute sieht so aus: Der Hafen ist knüppeldicke voll. Insbesondere die Schweden und Norweger nutzen die günstige Lage der Kattegattinsel, um die für sie deutlich billigeren alkoholische Getränke einzukaufen, und natürlich auch zu verkonsumieren. Tag und Nacht Big Party! Die sanitären Einrichtungen im vorderen Hafenbereich sind unter aller Würde!! Kurz: Abzocke! Niiie wieder ( jedenfalls nicht in der Hauptsaison).
In aller Frühe lösen wir uns vom Päckchen und setzen zum „Trubaduren“ ab , dem markanten Leuchtfeuer vor Göteborgs Schärengarten , und dann sind wir zwischen den Steinen. Bärbel, erstmals in diesem Revier, ist begeistert. Ich weise sie ein in die gewissenhafte Schären-Navigation. Mein Kartenplotter erweist sich als hervorragendes, sehr genaues Navigations-Instrument. Man muss sich wundern, welche Vielzahl von Informationen auf einem daumennagelgrossen Chip gespeichert sind und wie genau der Schiffsort angezeigt wird. Wunder der Technik. Trotzdem wird natürlich auf der Karte mitgeplottet, man weiß ja nie.......Kurz nach dem Einlaufen in Öckerö zieht ein heftiges Gewitter über uns hinweg. Das war gutes Timing. Die Fahrt durch den engen Albrechtkanal nach Marstrand ist immer wieder ein Highlight. Da wird plötzlich der Blick auf die Festung und die pastellfarbenen Holzhäuser frei. Der Hafen kommt näher und es sind sogar noch Plätze an der Brücke frei. Und wer steht da an der Pier und winkt uns zu? Wolle und Brigitte. Welch ein Zufall. Sie klären uns auf über das besondere Festmachen an den Stegen. Große Schilder zeigen an „Ankern verboten“. Bojen gibt es nicht. Wie soll das funktionieren? Ganz einfach: mittels Moorings. Man geht mit dem Bug an die Brücke und nimmt die Heckleine auf, die dort griffbereit angetäut ist. Ganz toll, wenn man`s kennt.......(Leider steht es so nicht im Hafenhandbuch.) Zwei Tage Marstrand bei Superwetter, eingefangen von dem Flair des Ortes. Eine Wanderung rund um die Insel und ein Besuch der Festung lohnen sich. Der tolle Blick vom obersten Turm der „Carlstens Fästning“ über den Schärengarten bleibt für immer im Gedächtnis haften.
Der Törn geht weiter östlich rund Tjörn und Orust bis Henan. Von unserem Liegeplatz haben wir einen herrlichen Blick über die ganze Bucht. Dort werden die CB´s und Najad`s gebaut. Als ich morgens einen Bummel durch den Hafen mache, treffe ich auf zwei alte Bekannte. Siggi Mohr und Günter Fobian, beides stolze Najadbesitzer, in ihrem „Heimathafen“. So klein ist die Seglerwelt. Wir machen einen Schnack, tauschen Törn-Tipps aus und nun folgt der schönste und navigatorisch interessanteste Schlag des Urlaubs. Es geht vom Koljo Fjord durch die engen Schären durch den Greteviks -Sund. Größere Schiffe müssen aufpassen, denn es geht unter einer Brücke mit einer Höhe von ca.16 m durch. Bärbel findet die engen Durchfahrten z.T. „aufregend“, ich genieße den Törn. Als wir wieder im freien Fjord über die Bucht nach Lysekil segeln, hat der Wind zugenommen. Er kommt mit 5 bis 6 Beaufort, Tendenz steigend, von vorn. Es braut sich was zusammen. Schon von Weitem ist der mächtige Dom über der Stadt Lysekil zu sehen. Der Gäste-Hafen ist natürlich bis auf den letzten Platz im Päckchen vollgepackt. Kein Wunder bei dem Wetter. Wir verholen uns in den Privatyachthafen neben der Badeanstalt und dürfen dort auch - ausnahmsweise -eine Nacht bleiben. Bärbel geht shoppen und ich mit der Kamera auf Motivsuche, bevor heftige Regenböen das Boot waschen.
Smögen soll der nördlichste Hafen dieses Törns werden. Frühes Kommen sichert uns noch einen Topplatz an der Pier direkt vor den bunten Holzhäuschen, in denen Souvenirs, Plünnen und Verpflegung angeboten werden. Kleine Restaurants und reichhaltig gefüllten Fischbuden mit Shrimps, diversen Lachsspezialitäten, „Kniepern“ von extragroßen Taschenkrebsen, Butt, Dorsch und vieles mehr in der Auslage runden das Bild ab. Mehrmals täglich landen Fischkutter an. Dann ist Fischauktion in einer großen Halle am Hafen, in der man als Gast dem hektischen Handel zuschauen darf. Die stabile Holzbrücke, die sich teilweise eng an die großen Felsen schmiegt, wird nachmittags, wenn sich der Hafen füllt, zum Laufsteg für Segler und Touri´s. Ein tolles Bild, dieser Trubel. Bis in die späte Nacht wird auf den Booten und an Land gefeiert. Es ist ja auch lange hell hier im Norden. Wir finden, die Stimmung irgendwie schön; aber es ist bestimmt nicht jedermanns Sache - man muss es mögen. Wir werden sicherlich wiederkommen, nach Smögen und in den traumhaften Schärengarten an der schwedischen Westküste.
Die Rückfahrt geht über Fiskebekskill, vorbei an Gullholmen durch den Kyrkesund nach Astol . Die Nord -Südroute ist zur Ferienzeit stark befahren. Dann problemlose Überfahrt übers Kattegat nach Skagen und ein langer Schlag (ca. 90 sm) bis Grena. Weiter über Ebeltoft, Tunö, Kerteminde nach Svendborg.
In der dänischen Südsee, in Ärösköping, treffen wir Astrid und Ingo Grellert mit ihrer Albatros. Hier kommt das Ende des Törns mit Relaxen und Baden (Wasser 23 Grad C), Schlauchbootfahren und den Sonnenuntergang genießen! Dann geht es über Marstal Richtung Heimat. Mit raumen Ost-Wind surfen wir schließlich am 10. August auf der Welle mit max. 8,1 kn Speed nach Laboe.
Fazit: Ein Fünfwochentraumtripp im Supersommer 2003. Wir haben `s genossen!
Die felice-crew Bärbel und Jochen Göing